Pressemitteilung 13.11.2020: ODILIA Vision meldet VISIOcoach® als Medizinprodukt an und kooperiert mit VISUS® im Vertrieb

Pressemitteilung 13.11.2020: ODILIA Vision meldet VISIOcoach® als Medizinprodukt an und kooperiert mit VISUS® im Vertrieb

Tübingen/Herrenberg im Gäu – Die Produktereihe VISIOcoach® besteht aus Software für das Sehtraining bei Patienten mit  Gesichtsfeldeinschränkungen, wie bspw. Hemianopsie, die oft nach Schlaganfällen eintritt. VISIOcoach® wurde an der Universitätsaugenklinik Tübingen entwickelt: Im Frühjahr diesen Jahres wurde die ODILIA Vision GmbH gegründet, um die Entwicklung der Produktereihe als Medizinprodukt voranzutreiben.

Mit VISUS® hat ODILIA Vision nun eine Vereinbarung zum Vertrieb von VISIOcoach® als Medizinprodukt abgeschlossen. VISUS® war bereits in den Jahren zuvor einer der VISIOcoach®-Vertriebspartner der Augenklinik. „VISUS konnte sich erfolgreich als Vertriebspartner qualifizieren“, so der Geschäftsführer der ODILIA Vision GmbH, Dr. Stephan Küster.

Die Firma VISUS® (www.visus.de) ist in Deutschland bekannt als Marktführer für Sehtrainings-Produkte, was nach wie vor als Nischenmarkt gilt. VISUS® beliefert vor Allem Fachleute aus den Bereichen Optometrie und Ophthalmologie mit Sehtesten, sowie Software und Zubehör für die Sehprüfung. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Herrenberg, wo auch die Logistik angesiedelt ist.

Wieder mehr Lebensqualität nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Hirntumor:

VISIOcoach® hilft Gesichtsfeldausfälle zu kompensieren

Jährlich gibt es weltweit 15 Millionen Schlaganfall-Patienten. In Deutschland mehr als 270.000 Fälle pro Jahr. Ein Drittel der Patienten sind dabei von Gesichtsfeldausfällen betroffen: Das sind allein hierzulande 100.000 Fälle - jedes Jahr. Menschen mit Gesichtsfeldausfall leiden stark unter der daraus folgenden Orientierungsstörung, da den Patienten die Informationen vom „blinden Bereich des Gesichtsfeldes“ fehlen. Eine stark verminderte Lebensqualität ist die direkte Folge. Das im Sommer 2020 zugelassene, medizinische Trainingsprogramm VISIOcoach bringt Lebensqualität in den Alltag dieser Patienten zurück.

Je nach Lokalisation der Schädigung im Gehirn kommt es nach einem Schlaganfall zu seitengleichen (homonymen) Gesichtsfeldausfällen. Während sich das motorische System im Gehirn reorganisieren kann, sich Halbseitenlähmungen, Sprach- Schluck- oder kognitive Störungen nach Einleitung früher Reha-Maßnahmen zurückbilden können, ist das visuelle System des Menschen nicht im gleichen Maße flexibel. Patienten mit Gesichtsfeldausfall stoßen an Gegenstände an, stolpern und haben Probleme beim Wegefinden. Die Verletzungsgefahr steigt und die Patienten sind auf fremde Hilfe angewiesen. Bei Reha-Maßnahmen nach Schlaganfall steht zudem der Gesichtsfeldausfall nicht im Vordergrund. Die Patienten werden nach Hause entlassen und merken, dass etwas nicht stimmt. Es passieren seltsame Dinge: Die Betroffenen werfen Vasen und Tassen um und gefährden sich und andere im Straßenverkehr. Oftmals sind diese Patienten dann zu Hause auf sich allein gestellt und völlig überfordert.

Nicht nur Schlaganfallpatienten von Gesichtsfeldausfällen betroffen

Ein Röhrengesichtsfeld oder „Tunnelblick“ entsteht durch den Verlust des peripheren Gesichtsfelds am Rand bzw. außerhalb des Bereiches des schärfsten Sehens. Die Ursachen sind vielfältig: Die häufigste Erkrankung, die zu einem Röhrengesichtsfeld führt, ist die Retinitis pigmentosa. Es liegt eine (meist erbliche) Netzhautdegeneration vor, bei der die Photorezeptoren allmählich ihre Funktion verlieren. Weltweit sind etwa 3 Millionen Menschen an dieser Erkrankung betroffen, davon 30.000 – 40.000 allein in Deutschland.

Bei Kindern können Schäden der Sehbahn bereits während der Geburt oder im Laufe der Kindheit auftreten. Frühgeburtlichkeit stellt eine häufige Ursache einer bleibenden Hirnschädigung bei Kindern dar. Mittlerweile betrifft Frühgeburtlichkeit weltweit jährlich etwa 15 Millionen Neugeborene, wovon 1 Million aufgrund von Komplikationen stirbt. Immer mehr Kinder können aufgrund des medizinischen Fortschritts überleben, Lern- Hör und Sehbehinderung sind jedoch die Folge.

VISIOcoach trainiert, den Gesichtsfeldausfall zu kompensieren

In den vergangenen Jahren konnte das Team um Frau Prof. Trauzettel-Klosinski, Leiterin der Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation der Universitätsaugenklinik in Tübingen, mit VISIOcoach ein Softwareprogramm entwickeln, das mit spezifischen Trainingsmethoden das Restsehvermögen und damit die Lebensqualität dieser Patienten verbessern kann. Die Studienergebnisse zeigten zudem, dass die Wirkung von VISIOcoach unabhängig von der Dauer der Erkrankung und vom Alter des Patienten ist.

Seit Sommer 2020 zugelassenes Medizinprodukt

Mit VISIOcoach wird beim Patienten die Aufmerksamkeit für die blinde Seite des Gesichtsfeldes trainiert und gestärkt. Der Patient kann das Training ohne großen Aufwand, ohne fremde Hilfe, bequem und selbständig zu Hause durchführen. Innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Wochen absolvieren die Patienten Suchaufgaben am Computer und erlernen durch das tägliche Üben eine effiziente Strategie, Objekte, die sich im blinden Bereich des Gesichtsfeldes befinden, schneller und sicherer aufzufinden: Die Orientierungsfähigkeit der Patienten kehrt durch das Training zurück und die Patienten erobern sich ein hohes Maß an Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Auch Kinder zeigen am Ende des Trainings deutlich verbesserte Suchzeiten bei den Suchaufgaben.

Langzeitbeobachtungen zeigen verbesserte Lebensqualität

Um eine flächendeckende Versorgung aller Patienten mit VISIOcoach zu gewährleisten, wurde die ODILIA Vision GmbH gegründet, Vertriebspartnerschaften geschlossen und Behandlungszentren qualifiziert.

Die Einsatzgebiete für VISIOcoach sind Homonyme Hemianopsie, Quadrantenanopsie sowie konzentrische Einengung des Gesichtsfeldes bei degenerativen Netzhauterkrankungen, wie Retinitis pigmentosa. VISIOcoach ist für Erwachsene und Schulkinder ab 6 Jahren gleichermaßen geeignet.

Die Aufnahme von VISIOcoach in das Heilmitteverzeichnis und DIGA-Verzeichnis wurden bereits beantragt und somit die Voraussetzung geschaffen, dass nach Abschluss des Verfahrens die Kosten für VISIOcoach von den Krankenkassen erstattet werden können.

VISIOcoach ist ab sofort als zugelassenes Medizinprodukt erhältlich. Weitere Informationen unter: www.visiocoach.de

Kontakt bei VISUS für die Presse:
VISUS GmbH
Verwaltung
Kirchhalde 30
71083 Herrenberg

Bilder gibt es auf Anfrage.

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